Proteste mit Popstars und Klamauk

by GoAsia

Alle Flughäfen wieder geöffnet, doch die Demonstrationen gehen weiter

Sicherheitskräfte versuchen, die Demonstranten aufzuhaltenDie über die Bühne hüpfenden Popstars heizen die Stimmung genauso an wie die unermüdlichen Redner, die die Massen gern mit inbrünstigen Comedy-Einlagen bei Laune halten. Doch die Inhalte sind politisch bis bitterböse – und was über weite Strecken wirkt wie ein Festival, ist in Wirklichkeit als Aufstand gegen die Führung des Landes konzipiert.

Organisiert von der Volksallianz für Demokratie (PAD) demonstrieren – sogar auch in der Nacht – tausende Thailänder im Herzen von Bangkok gegen die Regierung von Premierminister Samak Sundaravej, um ihn zum Rücktritt zu zwingen. Das hat in den vergangenen Tagen auch ausländische Touristen getroffen. Durch erhebliche Einschränkungen des bestreikten Eisenbahnverkehrs zum Beispiel, aber vor allem durch die Blockade der beiden wichtigen Urlauber-Flughäfen auf der beliebten Ferieninsel Phuket und der Küstenprovinz Krabi im Süden des Landes.

Obwohl diese am Sonntag wieder für den Luftverkehr freigegeben worden sind, können weitere Behinderungen des Fremdenverkehrs im Königreich nicht ausgeschlossen werden.

Eisenbahnverkehr betroffen

Nach der Schließung des Flughafens auf Phuket – ausgelöst durch rund 5.000 Demonstranten, die am Freitag die Landebahn gestürmt hatten – mussten mehr als 120 Starts und Landungen abgesagt werden. Die Hälfte der 50 gestrichenen Abflüge waren internationale Verbindungen. Insgesamt wurden 15.000 Fluggäste davon betroffen. Auch auf dem Flughafen von Krabi – mit seiner faszinierenden, felsigen Küstenlandschaft als Urlaubsziel und Kulisse internationaler Filmemacher beliebt – hatte es durch rund 150 Besetzer Behinderungen gegeben. Festsitzende Fluggäste wurden mit Sonderbussen zum internationalen Flughafen in Bangkok transportiert (rund 850 Kilometer, ca. zwölf Stunden). Beide Airports haben nun ihren Betrieb wieder aufgenommen, der ebenfalls betroffene Flughafen in der südthailändischen Provinzhauptstadt Hat Yai bereits am Sonnabend. Dennoch muss mit weiteren Behinderungen gerechnet werden – vor allem im Eisenbahnverkehr. Denn die Angestellten der staatlichen Eisenbahngesellschaft SRT haben sich am Widerstand beteiligt und den Schienenverkehr weitestgehend lahm gelegt

Premierminister „kein schlechter Kerl“

Der Schwerpunkt der Demonstranten allerdings liegt in Bangkok. Dort wird seit rund einer Woche der Sitz der thailändischen Regierung belagert. Das Gelände des stolzen Parlamentsgebäudes, das 1908 von einem italienischen Architekten 1908 errichtetet worden ist, hat bereits viel von seiner Aura verloren. Durch das Campieren der Protestbewegung wirkt es eher wie ein Flüchtlingslager – inkl. stinkender Abfallberge, auf Büschen trocknenden Kleidungsstücken und zerfurchter Rasenflächen. Da die Versorgung mit Lebensmitteln gut organisiert scheint, dürfte der ursprüngliche Plan der Regierung scheitern, die Belagerer auszuhungern. Ihr Protest regt sich vor allem gegen die Person des thailändischen Regierungschefs, der erst vor kurzem auf demokratische Weise erwählt worden ist. Ihm wird vorgeworfen, lediglich als „Marionette“ seines Vorgängers Thaksin Shinawatra zu agieren, der vor zwei Jahren nach Massenprotesten der PAD in einem unblutigen Militärputsch abgesetzt worden war – und nach seinem Besuch der Olympischen Spiele von Peking mit seiner Ehefrau direkt ins Exil nach Großbritannien geflogen ist.

„Ich übe diesen Job mit einem legalen Mandat aus und werde nur gehen, wenn das Gesetz vorschreibt, dass ich nicht bleiben kann“, bekräftigt Premierminister Samak. „Aber nicht, weil mir gedroht oder weil Druck auf mich ausgeübt wird.“ Er sei nicht das Problem und im übrigen auch „kein schlechter Kerl“. Den Behörden des Flughafens auf Phuket warf er Unfähigkeit vor, weil sie die Besetzung nicht verhindert hätten, obwohl die Sicherheitskräfte für derartige Situationen ausgebildet seien. Eine elfstündige Sondersitzung des Parlaments, die bis in die Nacht zum Montag dauerte, brachte kein konkretes Ergebnis. Am Sonnabend war Samak in das traditionelle Seebad Hua Hin geflogen, um König Bhumibol Adulyadej über die politische Lage zu unterrichten. Das hatte Spekulationen über einen etwaigen Rücktritt genährt – zumal der seit über 60 Jahren regierende Monarch nicht nur wie ein Gottkönig verehrt wird, sondern auch den größtmöglichen Einfluss besitzt. Bisher hat sich der 80-jährige noch nicht öffentlich zu den Protesten geäußert.

Keine Reise-Warnung für Thailand

Angesichts der teilweise gewaltigen Provokationen legen die Sicherheitskräfte erstaunlich viel Besonnenheit an den Tag. Als Präsident der thailändischen Reiseveranstalter (ATTA) hofft Apichart Sankary, dass auch in Zukunft keine größeren Gewalttätigkeiten entflammen, damit die im November beginnende Hochsaison nicht gefährdet wird. Für Europäer seien politische Proteste ja eigentlich nichts Ungewöhnliches. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt zwar nicht vor Reisen nach Thailand, weist aber darauf hin, dass in den nächsten Wochen in Bangkok vermehrt mit großen Demonstrationen gerechnet werden muss. Es empfiehlt Touristen, sich von Kundgebungen und anderen größeren Menschenansammlungen fernzuhalten, um sich nicht dem Risiko etwaiger Bombenanschläge auszusetzen. Die Pitsanulok-Road, die Rajdamoen Avenue und die Makawan Bridge in Bangkok sollten gemieden werden, weil sie im Bereich des Regierungsviertels, der Ministerien und der Rundfunkanstalten liegen. Die aktuellen Sicherheitshinweise sind über die Länderinformationen im Internet unter www.auswaertiges-amt.de abrufbar

 

Fotostrecke: Thailands Regierung unter Druck

(Klicken Sie auf eines der Bilder, um es zu öffnen)

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